Warum Cybersicherheit und KI-Kompetenz zusammengehören

Pascal Rieboldt
25. Juli 2025
Künstliche Intelligenz verändert die Cybersicherheit schon jetzt grundlegend. Und das in einer Schnelligkeit, die Unternehmen vor neue Herausforderungen stellt. Wir zeigen, wie Firmen sich gegen neuartige Angriffe schützen.
„Die Ursache war menschliches Versagen“ – dieser Satz fällt oft, wenn es um das Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine geht. Und tatsächlich, das gilt auch für Cybersicherheit: Eine Studie aus dem Mai 2025 zeigt, dass Social Engineering und Phishing, gefolgt von menschlichem Fehlverhalten und Sabotage, die häufigsten Bedrohungen für Unternehmen darstellen.
Die meisten Angriffe auf die IT eines Unternehmens sind erfolgreich, weil Menschen schwache Passwörter haben, unbedarft auf unsichere Links klicken oder gar Unbefugten den Zugang zum Gebäude gewähren. Etwas, das wir von der ML Gruppe bei unseren Live-Hacking-Veranstaltungen regelmäßig demonstrieren.
Und jetzt läuft noch ein neuer Spieler auf das Feld: Künstliche Intelligenz. Im Zusammenspiel mit Cybersicherheit ist sie Fluch und Segen zugleich.
Blicken wir gemeinsam auf die Chancen und Risiken, die für Unternehmen daraus entstehen.
Welche Rolle spielt KI in der Cybersicherheit?
KI ist mächtig. Angreifer nutzen sie daher geschickt, um neue Attacken zu konzipieren. So werden Cyberangriffe immer intelligenter, schneller und schwerer zu erkennen.
Unternehmen brauchen daher Technologien, die nicht nur reagieren, sondern vorausschauend handeln und schützen. Richtig eingesetzt, kann KI auch das leisten.
Doch KI verändert nicht nur die Technologien, mit denen wir uns schützen, sondern auch die Anforderungen an die Menschen in Unternehmen oder Behörden.
KI als potenzielles Risiko
Das große Potenzial dieser Technik macht sie zur möglichen Waffe. Angreifer nutzen sie zur Erstellung täuschend echter Deepfakes, zur Automatisierung von Phishing-Mails oder zur Entwicklung von Malware, die sich innerhalb von Sekunden an Schutzmechanismen anpasst.
Hier einige Beispiele, die zeigen, wie versiert Angreifer KI-Tools bereits nutzen:
- Spear‑Phishing mit KI: Hier geht es darum, bestimmte Personen in einer Organisation mit einer auf sie personalisierten Kampagne davon zu überzeugen, etwas zu tun – zum Beispiel sensible Daten zu verschicken. Bei der Personalisierung dieser Attacken helfen Large Language Models (LLMs) wie ChatGPT.
- Voice‑ & Video-Cloning: 2024 imitierten Cyberkriminelle per KI die Stimme eines CEOs. Mit einem Anruf konnten sie beinahe erreichen, dass ein Angestellter eine Viertelmillion Dollar an sie überwies. In einem anderen Fall wurde sogar eine ganze Video-Konferenz gefälscht, um Vertrauen zu erschleichen.
- Prompt-Injection: Ein Konzept vom 10. Juli zeigt, dass Prompts in Mails mit weißer Schrift auf weißem Grund verborgen und an Google Gemini geschickt werden können. Lässt der Empfänger sich die Mail durch die KI zusammenfassen, führt Gemini den versteckten Prompt aus und zeigt zum Beispiel eine Meldung an.

KI als Werkzeug für mehr Sicherheit
Aber Künstliche Intelligenz kann auch helfen, Angriffe abzuwehren. Sie ist in der Lage, in Echtzeit riesige Datenmengen zu durchforsten und zu analysieren. Schneller als jeder Mensch erkennt sie Muster und Anomalien und spürt so in Sekunden mögliche Bedrohungen auf. Viele moderne Sicherheitssysteme wie Firewalls und E-Mail-Filter basieren deshalb bereits jetzt auf KI.
Am Beispiel der oben genannten Spear-Phishing-Kampagne erkennt die KI selbst kleine, ungewöhnliche Sprachmuster und schlägt Alarm. Oder sie erstellt Verhaltensmuster von Mitarbeitenden und entdeckt Abweichungen wie zum Beispiel ein ungewöhnliches Download-Verhalten. Zudem kann sie nach typischen Angriffsmustern suchen und direkt selbst Gegenmaßnahmen einleiten – all das in Sekundenschnelle.
Strategien für Unternehmen: KI-Kompetenz gezielt aufbauen
Um sich wirksam zu schützen und gleichzeitig die erforderliche Compliance im Rahmen der EU-KI-Verordnung sicherzustellen, müssen Unternehmen heute in Wissen und Kompetenz ihrer Mitarbeitenden investieren.
KI-Kompetenz ist ein elementarer Bestandteil moderner Sicherheitsstrategien, und das ganz unabhängig von der Branche oder Abteilung. Computer sind schließlich in fast allen Bereichen der Arbeitswelt zu finden, darum ist das Thema auch für jeden Einzelnen von Belang.
Cybersicherheit muss also Teil der Unternehmenskultur sein und nicht allein die Aufgabe der IT-Abteilung.
Nur wer versteht, wie KI funktioniert, kann mögliche Gefahren erkennen.
Zwar kursieren im Netz viele Workshops, Online-Kurse oder E-Learnings. Doch ein paar Schulungsunterlagen bauen keine echte Handlungskompetenz auf. Eine kompetenzorientierte Ausbildung vermittelt Theorie und Praxis gleichermaßen. Sie wird abgestimmt auf die jeweilige Firma und deren Sicherheitslage.
So profitieren Unternehmen, die die KI-Kompetenz ihrer Mitarbeitenden stärken
Dies sind die wichtigsten Vorteile:
1. Frühzeitiges Erkennen von Bedrohungen
Geschulte Teammitglieder erkennen verdächtige Aktivitäten schneller und wissen, wie sie damit umgehen müssen. Sie klicken nicht einfach auf jeden Link oder öffnen jede Datei, selbst wenn diese durch KI-Unterstützung personalisiert sind. Das bedeutet: weniger Vorfälle, weniger Ausfallzeiten, weniger Kosten.
2. Stärkere Sicherheitskultur
Wenn Cybersicherheit nicht nur „Sache der IT-Abteilung“ ist, sondern von der Buchhaltung über die Sachbearbeitenden bis hin zur Chefetage jeder mitdenkt, entsteht ein all umspannendes Sicherheitsnetz. Cybersicherheit wird somit als gemeinschaftliche Verantwortung begriffen. Beispielsweise spricht ein Teammitglied in einem Meeting offen über eine auffällige Systemmeldung. Statt sie zu ignorieren, wird der Vorfall untersucht – und ein größerer Schaden verhindert.
3. Besseres Verständnis für den Umgang mit KI-Tools
Viele Unternehmen setzen bereits heute KI-gestützte Tools ein, beispielsweise Chatbots oder Anwendungen zur Datenanalyse. Wer versteht, wie diese Tools funktionieren, weiß auch, wo sie mögliche Schwachstellen haben, und schützt sensible Daten besser. So kann ein Vertriebsmitarbeitender frühzeitig erkennen, ob sein KI-gestütztes CRM-System falsche Daten aus externen Quellen einbindet, und dies melden.
4. Wettbewerbsvorteil durch nachweisliche Kompetenz
Unternehmen, die nach außen zeigen, dass ihre Mitarbeitenden nicht nur KI-Schulungen absolvieren, um der Pflicht Genüge zu tun, sondern echtes Verständnis für die Risiken moderner Technologien entwickelt haben, wirken professionell und vertrauenswürdig. Der verantwortungsvolle Umgang mit sensiblen Daten zählt als echtes Plus gegenüber Kunden, Partnern und Investoren.
5. Einhaltung der rechtlichen Vorgaben (EU AI Act)
Mit gezielter Weiterbildung stellen Sie sicher, dass Ihr Unternehmen rechtlich auf der sicheren Seite bleibt und den neuen regulatorischen Anforderungen nachkommt.
Fazit: KI-Verständnis ist entscheidend für digitale Sicherheit
Künstliche Intelligenz ist für sich genommen weder eine Bedrohung noch ein Wundermittel, sondern einfach ein Werkzeug. Ob KI schützt oder schadet, hängt davon ab, wie sie eingesetzt wird.
Wer gezielt in digitale Weiterbildung investiert, befähigt seine Mitarbeitenden zum sicheren Umgang mit KI, reduziert Sicherheitsrisiken, erfüllt gesetzliche und regulatorische Anforderungen, stärkt Vertrauen und Wettbewerbsfähigkeit – und steigert insgesamt die Attraktivität des Unternehmens.
Fragen und Antworten zur Cybersicherheit
Insbesondere Branchen mit sensiblen Daten oder kritischer Infrastruktur:
- Gesundheitswesen
- Finanz- und Versicherungswesen
- Industrie & Energie
- Öffentlicher Sektor
Beides. Entscheidend ist, wie Unternehmen mit der Technologie umgehen. Wer KI versteht, kann sie verantwortungsvoll und sicher einsetzen.
Durch gezielte, praxisnahe Schulungen, die auf die Arbeitsrealität der Mitarbeitenden zugeschnitten sind – von Grundlagen bis zu branchenspezifischen Szenarien.
IT-Sicherheit bezieht sich auf technische Schutzmaßnahmen. Cybersicherheit ist umfassender. Sie berücksichtigt auch menschliches Verhalten, Organisation und Prozesse.
Nein. KI kann Prozesse automatisieren und Risiken erkennen, aber die strategische Bewertung, ethische Einordnung und Entscheidungsverantwortung bleiben menschlich.
- Phishing (z. B. gefälschte Mails)
- Ransomware (Daten werden verschlüsselt und Lösegeld gefordert)
- DDoS-Angriffe (Überlastung von Servern)
- Malware (Schadsoftware jeder Art)
Ein Beispiel: Beim Angriff auf den Deutschen Bundestag 2015 wurden durch Phishing-Mails Schadprogramme eingeschleust – der Schaden war enorm.
Cybersicherheit bezeichnet alle Maßnahmen, die dem Schutz von Netzwerken, Systemen und Daten vor digitalen Angriffen dienen.



